Der „Bio-Kaiser“ bei „Aka im Gespräch“

brot„Man sollte Ihnen den Nobelpreis für das Bäckerhandwerk verleihen“ meinte eine Zuhörerin beeindruckt. Zuvor hatte Volker Schmidt-Sköries in der Reihe „Aka im Gespräch“ am 13. 11. 23 anschaulich erläutert, wie beseeltes Arbeiten und nachhaltiges Wirtschaften gelingen kann - so der Untertitel seines Buches „Der Bäcker und sein Brot.“

Die 68er: Immer noch sind sie ein Symbol des Aufbruchs, wir erinnern uns: Viele gingen auf die Straße und demonstrierten, sprengten Vorlesungen in der Uni, stellten Traditionen in Frage. Einige gingen in den Untergrund und erlangten traurige Berühmtheit als Terroristen. Volker Schmidt-Sköries fand einen anderen Weg. Zwar studierte er zunächst auch Pädagogik, um Lehrer zu werden, merkte aber bald, dass die Schule nicht genug Freiraum bieten würde für seine Ideen, schmiss deshalb das Studium und ging…. in die Backstube. 1977 trat er in die Schrotbäckerei Kaiser in Wiesbaden ein, übernahm 1980 den Betrieb und baute ihn zur Bio-Bäckereikette aus.

Seine Idee: Eine Wirtschaft mit Herz! Es geht dabei nicht in erster Linie ums Geldverdienen, sondern um erfüllende Arbeitsbedingungen, gerechte Beziehungen zu den Rohstofflieferanten und transparenten Umgang mit den Kunden. Die Idee ging auf, denn aus dem kleinen Betrieb in Wiesbaden wurde ein Unternehmen mit 160 Mitarbeitern in 17 Filialen und über 100 weiteren Verkaufsstellen. Zudem ist der Großbäcker ein gefragter Unternehmensberater für über 100 Firmen, die sich für seine „grüne“ Wirtschaftsphilosophie interessieren.

Wie das in der Praxis in seinen Betrieben aussieht, erläuterte der Autor an konkreten Beispielen. Sein Motto: Unternehmen sind nicht Konstrukte, um den Gewinn zu erhöhen, sondern Organismen, in denen Menschen etwas tun, wo Arbeit die Chance ist, sich weiter zu entwickeln. Deshalb wird den Mitarbeitern - vom Lehrling bis zum Chef - dort, an der Basis, so einiges geboten: Es gibt Klimawandel-Schulungen, Körpertherapeuten, Theaterpädagogen, Mußegutscheine (z.B für Yoga, Fitness, Spiele). Die eigenen Läden sollen als „beseelte Begegnungsstätte“ dienen und sind mit Kunstwerken ausgestattet. Ganz wichtig ist der „Bürgertalk“, der vor Ort stattfindet und der Verständigung dienen soll.

Die Grundlagen einer solchen ethischen Unternehmensführung erklärt der „Bio-Kaiser“ wie folgt: Da das Leben endlich sei, müsse man die richtigen Prioritäten setzen. Im Wissen um begrenzte Ressourcen helfe es, wertorientiert zu wirtschaften. Ein Unternehmen sei ein lebender Organismus, Arbeitszeit mithin Lebenszeit. Als Chef brauche man die Balance zwischen Unternehmer und Mensch, wobei diese bei ihm in Konfliktsituationen immer pro Mensch ausfalle.

Da fragt es sich: Hat man bei solchen Herausforderungen überhaupt noch ein Privatleben? Es ist bei Volker Schmidt-Sköries stark zu vermuten, denn er hat 5 Kinder (die auf keinen Fall das gesamte Vermögen erben werden, sondern nur einen kleinen Teil). Und: Er tanzt Tango, leidenschaftlich, wann immer Zeit bleibt. In seiner Tangogruppe ebenfalls aktiv ist Peter Wagener, der die Veranstaltung souverän und einfühlsam moderierte. Zum Schluss gab es für die Aka-Zuhörer noch eine Tasche, vollgepackt mit Exemplaren seines Buches „Der Bäcker und sein Brot“. Kostenlos!

Heidrun Bleeck

 

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